Dr. Julia Peuke im Geo-Magazin-Interview
Im Gespräch ging es zunächst um die angebliche Staatsdoktrin der DDR, Kinder vom Kindergartenalter an zu sozialistischen Persönlichkeiten zu formen, ihre Erziehung an Gemeinschaftswerten auszurichten und Umsetzungsformen in Kindergarten und Krippe. Dabei betonte Julia Peuke, dass Familien unterschiedlich stark von der Ideologie des Staates beeinflusst wurden. Während einige Familien sozialistische Prinzipien übernahmen, zogen sich andere ins Private zurück. Man könne den Umgang der Familien mit sozialistischen Erziehungsvorgaben nicht verallgemeinern. Des Weiteren hat ein Vergleich mit den Erziehungsmethoden der ehemaligen Bundesrepublik keinen eindeutig fortschrittlicheren Staat zum Ergebnis, während Julia Peuke aber betont, dass sich in der DDR vergleichsweise kein so rascher Wandel zur Liberalisierung nach 1968 beobachten ließe wie in der BRD.
Das Forschungsprojekt „Bildungsmythen – eine Diktatur und ihr Nachleben“ und insbesondere die Fallstudie an der Dr. Peuke beteiligt ist, forsche zu Kindheitserinnerungen an die DDR, so das Geo-Magazin. Dr. Julia Peuke ist Mitglied der Forschungsstudie "Kindheitserinnerungen – Narrative im Erinnerungsdialog von Grundschüler*innen mit alten Menschen aus der DDR" und erarbeitete in der ersten Förderphase des Verbundprojektes Ergebnisse zum Mythenthema "Entpolitisierte Kindheitsidylle". Während hier Narrative aus Dialogen zwischen Kindern und DDR-Zeitzeug*innen untersucht wurden, beschäftigt sich das Forscher*innenteam um Dr. Peuke in der aktuellen zweiten Förderphase mit Narrativen von Menschen, die zu Teilungszeiten in Westdeutschland gelebt haben, um die Erzählungen aus „Ost“ und „West“ miteinander vergleichen zu können.