Fachmethodiken

Die Bezeichnung ‚Fachmethodik‘ entspricht dem in der BRD üblichen Terminus ‚Fachdidaktik‘. Beide Begriffe wurden nicht systematisch voneinander abgegrenzt. In der Selbstbezeichnung verschiedener institutioneller Bereiche sind aber unterscheidbare Schwerpunkte ersichtlich. Der Begriff der Didaktik wurde in der DDR zumeist für konzeptuelle allgemeindidaktische Ausführungen genutzt (vgl. Drefenstedt et al., 1976), die in Verbindung mit Traditionslinien ausgehend von Radke und Comenius bis hin zur marxistisch-leninistischen Pädagogik gesetzt wurden. Dabei stand eine enge Eingrenzung auf überfachliche, stark an der Persönlichkeitsbildung orientierte Prinzipien des Lehrens und Lernens im Unterricht im Vordergrund (Laabs et al., 1987, S. 82), die sich z.B. im Institut für Didaktik der Akademie für Pädagogische Wissenschaften (APW) und in dessen Arbeit an einer übergreifenden „Unterrichtstheorie“ (Malycha, 2008, S. 95) niederschlugen. Der Begriff der Fachmethodik bezog sich im Gegensatz dazu immer auf ein spezifisches Unterrichtsfach, wurde also nicht nur als „Methodenlehre des Unterrichts oder einer praktizistischen Sammlung von Handreichungen zur Unterrichtsgestaltung“, sondern auch als „Wissenschaft vom [jeweiligen] Unterrichtsfach“ (Mader, 1959, S. 381) gesehen.

Der Begriff der Fach- bzw. Unterrichtsmethodiken diente entsprechend auch als Ordnungskategorie für die Organisation von Planung und Forschung im Bereich der Unterrichtsfächer in den ‚pädagogischen Leitinstitutionen‘ (Stellenplan des DPZI, 1951). Diesen war die Zielstellung auferlegt, „der Schulpraxis theoretische Grundlagen und praktische Anleitung für einen wissenschaftlichen Unterricht zu liefern“ (APW, 1987, S. 255) und dabei die effektive Gestaltung des Unterrichts und die dafür notwendige Produktion von Unterrichtsmitteln und -medien zu gewährleisten. Orientierungspunkte bildeten dabei einschlägige Veröffentlichungen aus der Sowjetunion und eigene Ausarbeitungen. In der Rezeption von naheliegenden Bereichen der einzelnen universitären Fachwissenschaften, der Erziehungswissenschaft und der Pädagogischen Psychologie wurden internationale Trends bzw. transatlantische Konzepte aufgegriffen.

Ebenso wie die didaktische Forschung standen die Fachmethodiken in der Transformationszeit ab 1989 in öffentlicher Kritik, sie hätten sich von ideologischen Zielstellungen und dogmatischen Vorgaben zumindest vereinnahmen lassen (vgl. Fuhrmann, 1994, S. 269). DDR-Methodiker*innen betonen demgegenüber fachliche und wissenschaftliche Ansprüche in ihrer Arbeit ebenso wie die direkte Verpflichtung gegenüber den Lehramtsstudierenden.

Literatur

Drefenstedt, E./ Drews, U./ Jandt, C. (1976): Die didaktisch-methodische Konzeption des Lehrplanwerks und der Unterrichtsprozeß. In: Neuner, G. (Hrsg.): Allgemeinbildung. Lehrplanwerk. Unterricht. Berlin: Volk und Wissen, S. 102–144.

Fuhrmann, E. (1994): Didaktik und Unterrichtsforschung in der DDR – Was bleibt? [Symposion 8. Schule und Unterricht in Ost und West]. In: Benner, D. & Lenzen, W. (Hrsg): Bildung und Erziehung in Europa. Beiträge zum 14. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft vom 14.–16. März 1994 in der Universität Dortmund. Weinheim: Beltz, S. 269–272.

Laabs, H. J./ Dietrich, G./ Drefenstedt, E./ Günther, K.-H ./ Heidrich, T./ Herrmann, A./ Kienitz, W./ Kühn, H./ Naumann, W./ Pruß, W./ Sonnschein-Werner, C./ Uhlig, G. (Hrsg.) (1987): Pädagogisches Wörterbuch. Berlin: Volk und Wissen.

Malycha, A. (2008): Die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR 1970–1990. Zur Geschichte einer Wissenschaftsinstitution im Kontext staatlicher Bildungspolitik. Leipzig: Akademische Verlagsanstalt.

Mader, O. (1959): Aufgaben der Unterrichtsmethodik beim Aufbau der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule. In: Pädagogik 14, 5, S. 381– 386.

Stellenpläne des Deutschen Pädagogischen Zentralinstituts. Stellenplanüberwachungsliste Berlin und Zweigstellen 1949 – 1951 (1951): DIPF/BBF/Archiv, APW DPZI 1018.